Grabstätte des ehemaligen Kommandanten Carl Otto Hochgemuth

An Hand von historischen Zeitungen und Dokumenten haben Feuerwehrhistoriker der Stadtteilfeuerwehr Dresden-Kaitz und des Stadtfeuerwehrverbandes Dresden e.V. Fachfolgendes über genannte Wehr, mit ihren Kommandanten, erforscht.

Auslöser für diese Nachforschungen war die Rekonstruktion des Gedenksteines für den Feuerwehrfeldwebel Otto Steglich im Eingangsbereich dieses Friedhofes.

Man schreibt das Jahr 1863:

Auch im Dorfe Plauen regt`s sich´s in Bezug auf Verbesserung der comunalen Verhältnisse. Herr Ortsrichter Kreß hat eine Feuerwehr geschaffen, und zwar streng nach Berliner Vorbildern. Sie tragen Uniform mit bequemen Helmen, die freilich nicht ritterlich aussehen, aber umso praktischer sind, als sie den Kopf nicht drücken, sondern ihn regulär schützen. Am Hintertheil des Helms hängt, wie nach dem Berliner Muster ein Lederstück herunter, um den Nacken zu schützen. Bisher sind 36 tüchtige Männer aus Plauen dazu engagiert, die das Amt gern übernahmen. Diese Einrichtung macht dem Herrn Ortsrichter Kreß und seiner allseitigen Thätigkeit alle Ehre. Möchten andere Ortschaften nachfolgen.

„Dresdner Nachrichten Tageblatt“ 9. Jahrgang vom Montag, den 4. Juli 1864 Nr. 186 Seite 2

So die wortwörtliche Wiedergabe des Zeitungsartikels des „Dresdner Nachrichten Tageblatt“ 9. Jahrgang vom Montag, den 4. Juli 1864 Nr. 186 Seite 2.

Es war somit die Grundsteinlegung für diese Freiwillige Feuerwehr, dennoch vergingen einige Monate bis tatsächlich von einer aktiven Feuerwehrmannschaft gesprochen werden konnte.

Die Gemeinde Plauen besaß ein Spritzenhaus aus dem Jahr 1782. Der Standort war am Südende des Dorfteiches, heute etwa am Beginn der Straße Altplauen 7/ Ecke Reckestraße, bis zum Jahr 1873.

Im ersten Schritt erfolgte unter Führung des Ortsrichters Greß (in weiteren Dokumenten wurde sein Name mit „G“ geschrieben) die Gründung eines Turnvereins, dem sich etliche jüngere Männer anschlossen. Bei den vorgetragenen Übungen ernteten diese Männer so manche Hänselei und drastische Bemerkungen. Erst nachdem Hofmühlenbesitzer Gottlieb Traugott Bienert diesem Verein beitrat, änderte sich dessen Ansehen. Nach einem öffentlichen Schauturnen am 11. September 1863, das die Bevölkerung begeisterte, schlossen sich immer mehr Männer diesem Verein an. Im Winter 1863/64 wurde der Gedanke immer realistischer, aus dieser Turnerschaft eine freiwillige Turner-Feuerwehr zu gründen. Zu den neu aufgenommenen Mitgliedern gehörte auch der spätere Nachfolger von A. Greß, Sattlermeister K.F. Händler.

Das Dresdner Nachrichten Tageblatt vermeldete am 30. August 1864:

„Die Turner-Feuerwehr zu Plauen bei Dresden hielt am vergangenen Sonntag früh ½6 Uhr zu Räcknitz in der Wehnerschen Gastwirtschaft unter Leitung des Vorstandes eine Uebung ab, welche für das kurze Bestehen des Institutes über alle Erwartungen war.“

„Dresdner Nachrichten Tageblatt“, 30. August 1864

Im November 1864 fand unter dem Kommando von A. Greß eine Übung im Park Reisewitz vor kompetenten Dresdner Feuerwehrpersönlichkeiten statt. Das Ergebnis fand eine positive Bewertung der anwesenden Feuerwehrpersönlichkeiten und trug zur weiteren Entwicklung dieser Freiwilligen Feuerwehr in Plauen bei Dresden wesentlich bei. Durch die Gemeinde folgte, wenn auch etwas zögerlich, die Auflösung der bisherigen Feuerlöscheinrichtung und setzte volles Vertrauen auf die Fürsorge durch die Turnerfeuerwehr. So wurde nach eingehender Überzeugungsarbeit beim Gemeindevorstand der Beschaffung einer neuen Spritze zugestimmt. Nicht nur für die persönliche Ausrüstung der Männer engagierten sich betuchte Bewohner und Industrielle, sondern auch für die Beschaffung von weiteren Requisiten für die Tätigkeit der Feuerwehr.

Im Jahr 1866 übernahm Herr Sattlermeister Karl Ferdinand Händler, geb. am 25. Juli 1819 in Oberschöna bei Freiberg i. Sachsen, von A. Greß diese Wehr.

Während seiner Amtszeit, die am 3. Februar 1892 altersbedingt endete, wurden umfangreiche Neuerungen angeschafft. Nicht nur im Ort selbst erwarb sich diese Wehr Ansehen, sondern darüber hinaus in den angrenzenden Gemeinden und der Stadt Dresden. Zum 2. nordwestböhmischen Feuerwehrtag in Teplitz am 27. und 28. September 1874 waren auch ausgewählte Vertreter der Feuerwehr Plauen bei Dresden zugegen.

Unter Führung von Karl Ferdinand Händler trat im November 1876 die Wehr dem „Feuerwehr-Bezirks-Verbandes für Dresden und Umgegend“ bei. Als ein zuverlässiger und kameradschaftlicher Kommandant erwarb sich Händler großes Ansehen. Von der Königl. Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt wurde ihm im August 1882 ein „Anerkennungs- und Belobigungs-Dekret“ überreicht. Für seine 25-jährige Tätigkeit erhielt er im Rahmen des 50-jährigen Bestehen der Selbstverwaltung von Plauen bei Dresden am 1. Juni 1889, das von Sr. Majestät gestiftete Ehrenzeichen für Feuerwehrleute.

Trübe Wolken zogen im Jahr 1890 über die Freiwillige Feuerwehr Plauen bei Dresden. Es gab nicht überwindbare Zwistigkeiten in den eigenen Reihen, die zur Auflösung der Wehr durch den Gemeinderat führten. Durch den Gemeinderat wurde Händler als bisheriger Kommandant beauftragt „…sofort für neue Löschmannschaften Sorge zu tragen.“

Diesem Auftrag folgte er und stellte eine neue Löschmannschaft erfolgreich auf. Bis zu seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst konnte Händler diese Wehr wieder zu einer zuverlässigen Mannschaft führen. Ende des Jahres 1891 beendete er seine aktive Dienstzeit als Kommandant. Während einer würdevollen Verabschiedung in den passiven Feuerwehrdienst wurde er zum Ehrenhauptmann ernannt und ihm eine Jahrespension von 300 Mark bewilligt.

Die Verantwortung für die Wehr Plauen bei Dresden erhielten im Anschluss die Herren Carl Otto Hochgemuth, Kaufmann und Königl. Lotterie-Kontrolleur und der Schlossermeister Adolf Bing, Ritter des eisernen Kreuzes und Inhaber der St. Heinrichsmedaille. In der am 3. Februar 1892 stattgefundenen Versammlung wurden vom Gemeinderat Carl Otto Hochgemuth als Hauptmann und Gustav Adolf Bing als dessen Stellvertreter verpflichtet und die Umgestaltung in eine freiwillige Ortsfeuerwehr vorgenommen.

Bereits im August des Jahres 1892 steht im Plauenschen Wochenblatt, das in dieser Wehr unter Führung von Hochgemuth “militärisch-stramme Schneid“ ersichtlich ist. Während seiner Amtszeit wurde in dieser Wehr eine Sanitätsabteilung aufgebaut, welche im Verband der Feuerwehren von Dresden und Umgegend die Erste in dieser Form war.

Per 1. Februar 1893 zählte die Wehr 43 aktive und 72 passive Mitglieder.

Unter Führung von Hauptmann Hochgemuth fand am Sonntag, den 16. Juli 1893 die erste Übung der neu organisierten Freiwilligen Feuerwehr erfolgreich statt. In einer Stärke von 53 Mann wurde diese umfangreiche Übung vor den Gemeinderäten und Zuschauern vorgetragen.

Zum 14. deutschen Feuerwehrtag vom 22. bis 25. Juli 1893 in München waren auch Vertreter der Freiwilligen Feuerwehr Plauen bei Dresden zugegen.

Die Wehr entwickelte sich unter Leitung ihres Wehrleiters Hauptmann Hochgemuth zu einer zuverlässigen Mannschaft, die bei Not und Gefahr stets zur Stelle war.

So wurde unter seiner Führung ab dem 14. Juli 1895 für die Sonn- und Festtage eine Feuerwache in der Wachstube des Rathauses Dresden Plauen von je zwei Mann mit einem Hydrantenwagen eingerichtet. Weiter folgte später das Aufstellen großer Wasserbehälter in allen öffentlichen Gebäuden und Schulen des Ortes. Seine Wehrmänner versicherte die Gemeinde gegen Unfall im Dienst. Auch erfolgte für eine größere Anzahl der Wehrmänner die Ausbildung zu Sanitätern.

Am 11. Oktober 1896 wurde der neue Übungsplatz mit Steigerturm am Feuerwehrdepot an der Schulstraße mit einer Übung eingeweiht.

In all den vielen Jahren zeigte die gut ausgebildete und organisierte Mannschaft ihr Können zum Schutz von Plauen bei Dresden und den angrenzenden Gemeinden.

Ein tragisches Ereignis war der Tod des Feuerwehrfeldwebel Otto Steglich, während der Hochflut am 30./31. Juli 1897. Weitere Informationen darüber entnehmen Sie aus der Information zum Gedenkstein von Otto Steglich auf gleicher Internetseite, sowie direkt am Gedenkstein im Friedhofsareal des Äußeren Plauenschen Friedhofs im Eingangsbereich.

Infolge der Eingemeindung des Ortes Plauen nach Dresden wurde die Wehr am 1. Januar 1903 aufgelöst.


Mit diesem Abriss über die ehemalige Freiwillige Feuerwehr Plauen bei Dresden und deren Kommandanten möchten die Kameradinnen und Kameraden der Stadtteilfeuerwehr Dresden-Kaitz und die Mitglieder des Fördervereins „Feuerwehr Kaitz e.V.“ Ihr Interesse am Ehrenamt wecken. Es ist uns eine Ehre und Verpflichtung diese beiden Grabstellen im Rahmen unserer Möglichkeiten zu betreuen und zu pflegen.

Wenn Sie Dokumente, Fotos und Überlieferungen zu dieser Feuerwehr und deren Mitgliedern haben, würden wir uns freuen, wenn Sie sich an uns wenden und wir mehr darüber erfahren könnten.