Der Gedenkstein und das tragische Ereignis während der Hochflut im Juli 1897

Viele Jahre war dieser Gedenkstein dem Wachstum der emporsprießenden Pflanzen überlassen.

Im Dezember 2001 eindeckte ein Dresdner Feuerwehrhistoriker diesen Gedenkstein und informierte den damaligen Vorstand des Stadtfeuerwehrverbandes Dresden e.V. Seine Bitte war, es wäre positiv, wenn sich Angehörige einer Feuerwehr um diesen Stein und dessen Hintergründe kümmern könnten. Nochmals vergingen einige Jahre bis zum 23. November 2014. Im Rahmen der jährlichen Ehrung für verstorbene Feuerwehrpersönlichkeiten von Dresden auf dem Trinitatisfriedhof, wurde anschließend dieser Ort von der Feuerwehrdelegation aufgesucht. Im Gedenken an die im Einsatzdienst zu Tode gekommenen Feuerwehrleute wurde ein Blumengruß vor diesem Gedenkstein abgelegt.

Von diesem Tag an pflegen im Rahmen ihrer Möglichkeiten Kameradinnen und Kameraden der Stadtteilfeuerwehr Dresden-Kaitz und Mitglieder vom Feuerwehrverein „Feuerwehr Kaitz e.V.“ diesen Ort. Der Gedenkstein wurde nach und nach restauriert und mit einem vom Ortschaftsrat geförderten Projekt konnte diese Stätte wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt werden. Lediglich das Kreuz auf dem Stein musste durch ein neues ersetzt werden.

Parallel dazu wurden die Umstände dieses tragischen Ereignis vom Juli 1897 in einschlägigen historischen Schriften erforscht.

Was war geschehen:

Ende Juli 1897 zog über Sachsen eine Unwetterfront mit erheblichen Niederschlägen. Diese hatten zur Folge, dass die Wassermassen von den Flüssen und Bächen nicht mehr aufgenommen werden konnten. Sie traten über die Ufer und richteten erhebliche Schäden an Gebäuden und Befestigungen an. Viele Menschen kamen zu Schaden, einige verloren dabei ihr Leben – so auch der Feuerwehrfeldwebel Otto Steglich von der Freiwilligen Feuerwehr Plauen bei Dresden.

In der Nacht vom 30. zum 31. Juli 1897 waren die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Plauen bei Dresden gemeinsam mit dem eingesetzten Militär im Raum Plauen im Einsatz. Sie bemühten sich, soweit es überhaupt möglich war, gegen die aufwühlenden Fluten anzukämpfen. So konnten sie etliche Menschen vor dem Ertrinken retten, einiges an Hab und Gut bergen.

Otto Steglich war während dieses Einsatzes zur Absicherung des bereits erheblich beschädigten Areals in der Nähe des damaligen Forsthauses eingesetzt. Das Anwesen seines betagten Vaters, er war Weichensteller an der Eisenbahnhaltestelle Plauen, war ebenfalls von den Fluten bedroht. Deshalb wollte Steglich nach dessen Befinden sehen und begab sich auf den Weg dorthin.

Der Pfad war jedoch schon sehr aufgeweicht und in einem kritischen Zustand. Es war die 11te Abendstunde als er sich aufmachte. Unmittelbar hinter dem Forsthaus rutschte der aufgeweichte Erdboden unter seine Füßen weg und riss ihn mit in die tosenden Fluten.

Seine Kameraden vermissten ihn nach einer geraumen Zeit und begannen mit der intensiven Suche nach Otto Steglich – jedoch vergeblich.

Erst Tage später wurde seine Leiche in Sörnewitz bei Meißen angespült. In der Nacht vom 6. zum 7. August 1897 wurde sein Leichnam nach Dresden überführt. Von seinen Kameraden wurde sie gegen 1 Uhr nachts an der Ortsgrenze übergeben und zum alten Friedhof nach Plauen bei Dresden,

unter Fackelschein, würdevoll getragen. Am Nachmittag des 7. August 1897 gegen 16:30 Uhr erfolgte dann die Überführung nach dem neuen Friedhof, jetzt Äußerer Friedhof, wo die Beerdigung stattfand.

Unter großer Anteilnahme der Ehefrau, den Angehörigen, über 100 Feuerwehrkameraden, einer Turner-, Gendarmabteilung und dem Militär-Verein-Plauen-Dresden, Männergesangsverein, dem Gemeinderat mit Vorsteher Großmann, sowie einer Abordnung der Dresdner Berufsfeuerwehr, Vertretern des Dresdner Bezirksfeuerwehrverbandes und Plauner Bürgern wurde ihm die letzte Ehre erwiesen.

Diakon Steinbach würdigte in seiner Rede die Leistungen des Verstorbenen. Mit dem Feuerwehrwort „Gott zu Ehr`- Dem Nächsten zur Wehr“ wurde er in seine Gruft gebettet.

In der Monatsversammlung der FF Plauen-Dresden am Mittwoch, den 6. Oktober 1897 kam zur Sprache, dass für Feuerwehrfeldwebel Otto Steglich, an der Stelle wo er verunglückte, ein Gedenkstein errichtet werden soll. Alles weitere dazu sollte demnächst abgesprochen werden. Für das Vereinslokal wurde ein Bild des Verewigten angefertigt.

Am Sonntag, den 31. Juli 1898 erfolgte nach dem Kirchgang die Weihe des Grabmals auf dem äußeren Friedhof. Das Grabmal bildet eine aus Granitblöcken errichtete Pyramide mit einer Marmorplatte mit folgendem Text:

Ihrem theueren Entschlafenen,
dem Feldwebel der freiw. Feuerwehr
Otto Steglich,
geb. d. 30. Decbr. 1860
tödlich verunglückt in Ausübung seiner Pflicht
bei der Hochflut der Weißeritz am 30. Juli 1897.
Gewidmet von seinen Kameraden
d. freiw. Feuerwehr Plauen-Dr.

Das den Denkstein krönende Eisenkreuz zeigt die Worte:

Geliebt und unvergessen
seine tief trauernde
Gattin und Eltern.

Ergänzende Informationen zum Feuerwehrfeldwebel Karl Otto Steglich

Er gehörte zu den aktiven Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr Plauen bei Dresden. Als Schriftführer hatte er eine zusätzliche Aufgabe in dieser Wehr.

In der Generalversammlung der FF Plauen-Dresden, welche im Lagerkeller-Saal stattfand, erhielt er am 10. Februar 1897 seine 5 Kragensterne. Diese stehen für eine 5-jährige Dienstzeit in der Freiwilligen Feuerwehr.

Von Beruf war er Uhrmachermeister und hatte sein Geschäft im Ort auf der Coschützer Str. 1

Anhand von historischen Zeitungen der SLUB-Dresden war es den Historikern der STF Dresden-Kaitz möglich geworden diesen Rückblick zu erstellen.

Die Rekonstruierung dieser Grabstelle und Erforschung der Umstände zum Tod des Feldwebel der freiwilligen Feuerwehr Karl Otto Steglich begann im Jahr 2015 und zog sich bis zum August 2025 hin.

Vom ortsansässigen Steinmetzmeister Stefan Schleider erfolgte die Überarbeitung des Granitsteins mit Einsetzung des neuen Kreuzes. Das „neue Kreuz“ wurde von Herrn Schmiedemeister Peter Pohl aus Zaschendorf-Dresden angefertigt. Es wurde neu geschaffen, da vom ursprünglichen Kreuz keinerlei Unterlagen mehr auffindbar waren. In Rücksprache mit den Kaitzer Feuerwehrhistorikern wurde diese Variante, wie sie heute zu sehen ist, entschieden. Als Sponsorenleistung hat Herr Pohl dieses Kreuz entworfen und übergeben. Am 30. Juli 2017 erfolgte im Gedenken an die Ereignisse der Hochflut von 1897 die Einweihung des Gedenksteines mit Kreuz. Somit war der erste Rekonstruktionsabschnitt abgeschlossen.

Im zweiten Schritt erfolgte dann die komplette Aufarbeitung des Gedenksteines mit Anfertigung der zusätzlichen Marmorplatten vor dem Stein. Auf der am Gedenkstein vorgelagerten Platte wurde die Inschrift

Im ehrenden Gedenken
an die im Einsatzdienst
tödlich verunglückten
Feuerwehrleute

eingraviert.

Die Einweihung erfolgte am 11. September 2021 in mahnender Erinnerung an den Terroranschlag am World Trade Center in New York, wo bei den Rettungsarbeiten 343 Feuerwehrleute zu Tode kamen.

Fortan wird am 11. September des laufenden Jahres, mit einer kleinen Gedenkfeier an all die im zurückliegenden Jahr im Einsatzdienst weltweit tödlich verunfallten Feuerwehrleute, gedacht.

Zum Gedenktag am 31. Juli 2025 wurde ein zusätzlicher Sandstein, gesponsert von Steinmetz Jens Krämer aus Kaitz, mit einer Inschrift aufgestellt. In dieser ist der Hinweis eingeprägt, wer diesen Ort betreut und mittels QR-Code können weitere Informationen zum Gedenkstein abgerufen werden.

Während der Geschichtsaufarbeitung wurden die Kaitzer Feuerwehrhistoriker auf die Grabstelle des ehemaligen Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr Plauen bei Dresden aufmerksam. In Absprache mit der Friedhofsverwaltung wird diese ebenfalls in Pflege genommen.